Deutsch lernen im Integrationskurs
- Katharina Zeh
- 24 Mrz 2017
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Wie wird der Landtag in Bremen genannt? Und in Berlin? Oder wie wird in Hamburg der Ministerpräsident bezeichnet? Wir sind im Orientierungskurs des allgemeinen Integrationskurses an der VHS Rosenheim. Der Orientierungskurs schließt an den Sprachkurs an, den die Teilnehmer letzte Woche bereits abgeschlossen haben. Übernächste Woche ist Deutschprüfung. Daher sind die 24 Schüler etwas angespannt, meint Dozentin Nora Nogossek. Sie unterrichtet die Gruppe seit Juli letzten Jahres. Insgesamt dauert der Kurs 7 Monate plus Ferienzeiten.
In diesem Kurs ist das Lernniveau hoch. Frau Nogossek geht davon aus, dass die meisten mit B1 abschließen werden, einige vielleicht mit A2. B1 bedeutet, dass die Deutschkenntnisse ausreichen, um die meisten Alltagssituationen zu bewältigen. Für viele Jobs ist es Voraussetzung, dass die Bewerber ein entsprechendes Sprachniveau vorweisen können. Wozu man welches Sprachniveau braucht wissen die Kursteilnehmer sehr gut. Die meisten möchten nach dem Kurs weiterlernen, B2-Niveau erreichen, oder sogar C1. So zum Beispiel Mohammed (18) aus Palästina. Er ist erst seit 8 Monaten in Deutschland und hat gleich nach einer Woche mit dem Integrationskurs begonnen. Seit einigen Monaten arbeitet er in einer Rosenheimer Gaststätte, möchte jedoch eine Ausbildung zum Reiseverkehrskaufmann machen. Sein Deutsch ist nach 7 Monaten beeindruckend gut. Er lernt schnell und findet den Kurs „total super“, nur die deutschen Artikel bereiten ihm noch ein paar Probleme.

Mohammed besucht den Kurs mit Teilnehmern aus ganz unterschiedlichen Ländern: Eritrea, Gambia, Tunesien, Bulgarien, China, Thailand oder Syrien. Sie verstehen sich gut. Lachen viel gemeinsam, helfen sich in den Pausen. Auch Nora Nogossek freut sich über die angenehme Lernatmosphäre. Das ist nicht in jedem Kurs der Fall. Doch wachsen viele Gruppen mit der Zeit zusammen. Verbringen sie doch viel Zeit miteinander, Montag bis Freitag jeweils vier Stunden.
Das Thema der heutigen Stunde: Politik. Es geht um die Gewaltenteilung, Staatsorgane, Parteien und Wahlen. Es wird viel in Gruppen gearbeitet. Einmal werden zum Beispiel Informationen über unsere 5 (etablierten) Parteien in Gruppen erarbeitet und anschließend der Klasse vorgestellt. Anschließend fragt Nora Nogossek nach, wie das Parteiensystem in den Herkunftsländern der Teilnehmer funktioniert. Um den langen Unterrichtblock etwas aufzulockern baut die Dozentin auch spielerische Elemente ein, wie z.B. ein Politik-Quiz, bei dem antworten darf, wer zuerst gebuzzert hat. Es macht den Teilnehmern sichtlich Spaß miteinander zu lernen.

Auch Khaoula (29) aus Tunesien findet den Kurs gut. Die gelernte Ingenieurin ist mit ihrem Mann seit fast einem Jahr in Deutschland. Zuhause sprechen sie überwiegend Französisch. Sie profitiert davon, dass im Kurs nur Deutsch gesprochen wird. Nach dem Kurs möchte sie eine Arbeit als Statistikerin finden. Ob ihre Zeugnisse in Deutschland anerkannt werden, weiß sie jedoch noch nicht.
Musa (28) aus Gambia lebt bereits seit vier Jahren in Deutschland und hat eine Arbeit als Maler gefunden. Jetzt im Winter gibt es keine Aufträge und er nutzt die Zeit, um Deutsch zu lernen. Dass er seine Briefe nun ohne fremde Hilfe verstehen kann, ist sehr wichtig für ihn. Seine Familie lebt bereits in Hamburg und auch er hat fest vor, sich hier in Deutschland seine Zukunft aufzubauen. Hagas (24) aus Eritrea war in seiner Heimat Lehrer. Er ist seit über einem Jahr in Deutschland und weiß, dass seine Qualifikation hier nicht anerkannt wird. Nach dem Kurs möchte er eine Ausbildung machen, vielleicht als Schreiner. Von ihm lernen wir zum Abschied noch ein Wort auf Tigrinya, seiner Muttersprache. kemey ‚aleka – wie geht’s dir? Schön hört es sich an, aber ungewohnt. Wir müssen dreimal nachfragen, bis wir es richtig verstehen.
Weitere Informationen zu den Integrationskursen in Rosenheim finden Sie auch auf dem Bildungsportal von Stadt und Landkreis.
(Text: Katharina Höfling; Fotos: Simone Stefan)